Eschenbach – Kleiner Rußweiher

Sightseeing an trüben Herbsttagen

Eigentlich sind trübe Herbsttage nicht unbedingt eine gute Voraussetzung für Sightseeing. Nicht aber für KünstlerInnen. Denn es gibt nichts Mystischeres, als wenn die Landschaft im Nebel versinkt, die Geräusche und die Farben gedämpft sind und man auf sich selbst zurückgeworfen ist, um das Leben um sich herum wahrzunehmen.

Deshalb habe ich mich gestern aufgemacht und endlich einmal Eschenbach in der Oberpfalz besucht. Dort war ich vor vielen Jahren als Schülerin der Sing- und Musikschule bei einem Schullandheimaufenthalt und die Gegend hat sich mir tief eingeprägt. Vor allem der Rußweiher war ein Erlebnis. Mit nackten Füßen im Wasser zu stehen, das leise Plätschern der kleinen Wellen zu hören, dazu der Geruch und das Glitzern des Lichtes auf der Wasseroberfläche. Das waren Momente, die ich nie vergessen habe.

Die Fahrt nach Eschenbach über Auerbach war wundervoll. Wir starteten bei dichtem Nebel und dann fuhren wir durch die typische Oberpfälzer Landschaft, mit vielen Waldstücken, Wiesen und Äckern, die plötzlich aus dem Nebel auftauchten und wieder darin versanken. Wie gerne hätte ich immer wieder angehalten und hätte Fotos gemacht, aber dazu blieb keine Zeit. Dieses Mal.

Der Kleine und der Große Rußweiher

Der Rußweiher war dann eher eine Enttäuschung. Als Kind hatte ich nicht gewusst, dass es einen kleinen und einen großen Rußweiher gab, ich wüsste auch nicht, an welchem davon das Schullandheim stand. Für mich schien es einfach nur eine unendlich große Wasserfläche zu sein. Deshalb war ich ein bisschen geschockt, als wir am, wie ich jetzt weiß, Kleinen Rußweiher, entlangfuhren, und das ganze Ufer praktisch eine riesige Dauercamper- und Ferienanlage ist. Nur an einer kleinen Stelle kann man ans Ufer – und da entstand die Vorlage für mein Bild. Ein bisschen kann man da noch ahnen, wie es wohl früher hier war. Der Große Rußweiher, der sich an den Kleinen Rußweiher anschließt, ist übrigens eines der ältesten Naturschutzgebiete der Oberpfalz.

Auch wenn sich hier alles sehr verändert hat, habe ich mir fest vorgenommen, nächstes Jahr mit meinen Enkeln das Freibad am östlichen Ende des Kleinen Rußweiher zu besuchen, denn das muss im Sommer ein Traum sein.

Bezauberndes Eschenbach

Dafür war die Stadt Eschenbach dann eine sehr angenehme Überraschung. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich als Kind in der Stadt selber war. Wenn ja, hat sie mich nicht sonderlich beeindruckt. Aber bei diesem Besuch war ich begeistert. Ein wunderschöner Marktplatz, mit kleinen Seitengassen, von denen jede malerischer erscheint als die andere. Eschenbach wurde um 1150 n. Chr. erstmals als Markt erwähnt. Kaiser Karl IV. verlieh Eschenbach 1358 die Stadtrechte. Im 15. Jahrhundert kam Eschenbach in pfälzischen Besitz und später zum Kurfürstentum Bayern. Vom Stadtbild her erinnert es wohl deshalb an viele andere Städte entlang der Goldenen Straße. Auffällig ist hier, dass der Marktplatz steil ansteigt und zusammen mit dem Rathaus in der Mitte ein ganz besonderes Ambiente entsteht. Wenn man ein bisschen in die Seitengassen geht, fühlt man sich wie in frühere Zeiten zurückversetzt. Die eng aneinander gebauten Häuser, niedrige Türen, kleine Gärten oder Vorplätze, manchmal sogar noch alte Scheunen – man müsste fast ein dazu passendes Drehbuch schreiben, um das alles gebührend zu würdigen.

Geschichte und Kultur

Wer sich für Geschichte interessiert, dem sei auch ein Besuch im Museum bei Taubenschuster empfohlen, in dem die Geschichte des Anwesens bis zurück ins 17. Jahrhundert dokumentiert ist. Oder die beiden Kirchen, die den Marktplatz unten und oben begrenzen. Bei unserem Besuch war allerdings nur die gotische Pfarrkirche St. Laurentius am Fuße der Ortschaft geöffnet, die Bergkirche Maria-Hilf, die im Rokokostil ausgestattet ist, war leider geschlossen.

Am Kleinen Rußweiher in Eschenbach

Der Marktplatz in Eschenbach in der Opf.

Bergkirche Maria-Hilf Eschenbach

Gotische Pfarrkirche St. Laurentius in Eschenbach

Innenraum St. Laurentius in Eschenbach