Der Wunderhof – Evi Steiner-Böhms Weg als Künstlerin

Vor fast genau 20 Jahren habe ich den Wunderhof gekauft, weil ich einen Ort haben wollte, an dem ich meine künstlerische Vision für andere Menschen greifbar machen wollte. Aber wie bin ich eigentlich Künstlerin geworden? Diesen Beitrag gibt es auf YouTube auch als Video mit den entsprechenden Bildern (Achtung externer link!).

Meine Herkunftsfamilie hat mich geprägt

Ich bin in eine streng protestantische Familie geboren, in der die Beschäftigung mit Dingen, die nicht unmittelbar dem Broterwerb dienten, nichts war, worauf man stolz sein durfte. Eigentlich musste man sich eher dafür schämen, dass man seine Zeit damit verschwendete. „Nicht müßig gehen und „hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, das waren die Wahlsprüche meiner Oma, die damit unsere ganze Familie prägte. Sie stammte aus einer Geschäftsfamilie und führte schon in jungen Jahren das elterliche Geschäft in Vohenstrauß. Geheiratet hat sie dann aber einen Lehrer und ist mit ihm nach Sulzbach-Rosenberg gezogen. Und obwohl sie in ihrem neuen Heimatort ein eigenes Geschäft aufbaute und damit nach dem 2. Weltkrieg ihre Familie durch die Zeit brachte, als mein Opa Berufsverbot hatte, setzte sich der Lehrerberuf in unserer Familie als Lebensmodell durch. Der Bruder meiner Mutter wurde Lehrer und meine Mutter studierte Lehramt und heiratete einen Lehrer. Die meisten meiner Kusinen und Kusins wurden Lehrer und so schien es auch für mich keine Alternative zum Lehrerberuf zu geben.

Zum Lehrerberuf schien es keine Alternative zu geben

Ich der 10. Klasse habe ich zum ersten Mal versucht auszubrechen und wollte gerne eine Schneiderlehre machen, oder wenigstens Handarbeitslehrerin werden. Aber ohne Abitur und Studium? Das war keine Option.
Also fügte ich mich und studierte Englisch und Geschichte für das Lehramt an Gymnasium. Aber spätestens seit einem Praktikum im 6. Semester wusste ich, dass ich in einem Schulsystem, das Lernen erzwingt, nicht arbeiten würde können. Trotzdem schloss ich meine Ausbildung ab. Und ehrlich gesagt, hatte ich Kunst auch nie als Alternative wahrgenommen. Denn das Berufsbild einer Künstlerin war in unserer Familie schlichtweg nicht existent.

Mein gestalterisches Talent hatte sich zwar schon früh bemerkbar gemacht, sich aber auf Stricken, Häkeln und Nähen beschränkt. Es wurde sogar sehr gefördert, weil es etwas Nützliches war. Und erst als ich mir dann Bilder für meine erste Wohnung malte, dämmerte mir, dass ich mit der Wahl meiner Fächerverbindung, einen Fehler gemacht hatte. Ich merkte, wie schnell, und vor allem, mit welchem Spaß ich zeichnen und malen lernte, und da, wie gesagt, das Berufsbild einer Künstlerin in meinem Elternhaus nicht existierte, war bei mir auch das Bild des Scheiterns mit diesem Beruf nicht präsent.

Deshalb überlegte ich mir, wie ich meine neu erworbenen Fähigkeiten mit meiner bisherigen Ausbildung kombinieren konnte. Ich hätte gerne Kunsterziehung als Zusatzfach zu studiert, bekam da aber mitgeteilt, dass ich die zulässige Altersgrenze von 30 Jahren schon überschritten hätte.
Schließlich fand ich bei der Studiengemeinschaft Darmstadt einen Fernstudiengang für Zeichnen und Malen. Mit dem Diplom von dort und meiner Ausbildung als Lehrerin, begann ich nun in der Erwachsenenbildung zu unterrichten. Die Malkurse öffneten mir auch die Augen, wie vollkommen anders intrinsisch motiviertes Lernen funktioniert. Ohne Druck, dafür mit Freude und Eigeninitiative erreichten meine Malschüler sehr schnell sehr gute Ergebnisse. Neben den Kursen für Erwachsene gründete ich 1998 deshalb meine erste Kinder- und Jugendkunstschule an der VHS Amberg-Sulzbach, denn ich wünschte mir nichts mehr, als Kindern zu ermöglichen zu lernen, was ich so liebte.

Unterricht in klassischer Ölmalerei und Fortbildung in Kunsttherapie

Was mir in meiner künstlerischen Entwicklung sehr weitergeholfen hat, war der Privatunterricht bei Angelo Travi, der mir die handwerklichen Grundlagen der Ölmalerei noch nach alter Tradition beibrachte. So bestärkt begann ich, meine Bilder zu verkaufen. Da ich relativ naiv an die Sache heranging, habe ich problemlos gut besuchte Ausstellungsorte gefunden und für meine Verhältnisse gut verkauft. Die Themen, die ich zeigte, wurden zwar in der offiziellen Kunstwelt als altmodisch belächelt, zum Teil wurde ich auch vehement bekämpft, aber der Erfolg gab mir recht. Eine Fortbildung in Kunsttherapie von 1998-2000 war dann mein nächster Schritt. Sie öffnete mir den Blick für meine eigene Geschichte, die Geschichte meiner Ahnen und wie wir Menschen zu dem werden, was wir sind. Wie wir uns selber im Weg stehen, aber auch, zu welchen Leistungen wir fähig sind, wenn wir uns etwas vornehmen. Jetzt konnte ich alle Fäden meines Lebens miteinander verknüpfen und die Kunst füllte sich für mich mit Inhalten, die es so noch nicht gegeben hatte.

Fachbereichsleitung Kulturelle Bildung an der VHS Amberg-Sulzbach

Im Jahr 2000 erhielt ich dann die Möglichkeit, den Fachbereich Kulturelle Bildung an unserer VHS zu leiten. Ich baute dort unter anderem eine Galerie auf, was mir viele Erfahrungen und interessante Kontakte im kulturellen Betrieb bescherte. Eines der wichtigsten Themen war mir damals das Frauenthema. Ich hatte begleitend zu meiner Ausbildung mit einer Künstlerkollegin das Projekt „Ost-West-Dialog“ gemacht und war bei der Suche nach Ausstellungsmöglichkeiten in größeren Städten auf unerwartete Widerstände gestoßen. Das brachte mich zum ersten Mal mit der Tatsache in Berührung, dass Frauen in der Kunstwelt damals maximal mit 10 bis 20 Prozent in Katalogen, Büchern und bei Ausstellungen vertreten waren. Dass man grundsätzlich zunächst einmal alles, was Frauen machten, in die sogenannte „Blümchenecke“ stellte. Heute erkenne ich das natürlich als Angst vor der Konkurrenz, aber damals hat mich das richtig geärgert.

Tätigkeit als Galeristin und Kuratorin

Deshalb habe ich nicht nur einen Frauenkunstpreis organisiert, sondern mehrere Ausstellungen zum Frauenthema gemacht. 2001 kam in diesem Zug die POLITEIA-Fahnenausstellung zu uns in die Galerie, ein großes Projekt des Lehrstuhls für Frauengeschichte an der Universität Bonn. Marianne Hochgeschurz, unsere Gastrednerin, nahm dann auch unseren Ost-West-Dialog in die große POLITEIA Ausstellung mit nach Leipzig. Und unser Landrat empfahl uns nach Berlin, wo wir den Ost-West-Dialog dann ebenso zeigen konnten wie in Nürnberg und Chemnitz.

Existentielle Fragen und die Lösung

In die Jahre, in denen ich dort beschäftigt war, fiel auch Zeit, in der meine vier Kinder langsam erwachsen wurden. Ich ging durch eine tiefe existenzielle Krise, in der ich mich viel mit Religion, Philosophie und Psychologie beschäftigte. Der Gedanke, noch einmal von vorne anzufangen, etwas zu schaffen, wo ich durch meine Kunst alles zum Ausdruck bringen konnte, was mir wichtig war, nahm in dieser Zeit mehr und mehr Gestalt an. In einer Fernsehsendung hörte ich dann einen Satz, mit dem ich sofort in Resonanz ging: „Es muss Menschen geben, die Oasen schaffen“. Und ich wusste, ja, das will ich. Ich will eine Oase schaffen, wo „das Leben, die Liebe und die Arbeit alles eins war“, wie Vincent Van Gogh das einmal formuliert hatte. Ein Ort, an dem ich mit meiner Familie wohnen konnte, wo ich arbeiten und die Besucher ein lebendiges, begehbares, sich ständig veränderndes Kunstwerk erleben konnten. Wo ich auch darstellen konnte, wie ich mir einen sinnvollen Umgang mit der Natur vorstelle, womit ich aber auch meinen Lebensunterhalt bestreiten konnte.

Neben der Wohnung für meine Familie sollte deshalb ein Café dabei sein, in dem ich Gäste bewirten könnte, eine Kunstgalerie für Ausstellungen, mein Atelier, ein Seminarraum für pädagogische Angebote und ein philosophischer, meditativer Garten. Und wie immer erschien mit dem brennenden Wunsch auch die Lösung. Im Dorf meiner Kindheit stand „wie durch ein Wunder“ das ehemalige Schusteranwesen zum Verkauf.

Zurück ins Dorf meiner Kindheit

Eckertsfeld, ein kleines Dorf in der Nähe von Sulzbach-Rosenberg, vor allem aber der Wald dort, war für mich immer meine eigentliche Heimat gewesen. 1962 hatten meine Eltern beschlossen, sich dort ein Wochenendhäuschen zu bauen, um etwas Eigenes zu besitzen. Sie erwarben ein Grundstück am Waldrand, bestehend aus einem Wiesenstück und einem Dickicht aus Schlehenbüschen. Das wurde dann gerodet. Das Haus wurde, wie damals üblich, wenn das Geld knapp war, in Eigenregie gebaut. Familie und Freunde halfen tatkräftig mit. Die Wasserleitung zum Beispiel musste von meinem heutigen Wunderhof hinüber zum Haus meiner Eltern überwiegend mit der Hand gegraben werden. In frostsichererer Tiefe, in einem Boden der überwiegend aus Steinen bestand. Ein Knochenjob. Als es fertig war, wurde das ganze Dorf zu einem Fest eingeladen und wir wurden Teil der Dorfgemeinschaft.

Mein Lieblingshof war das Schusteranwesen. Die Tochter war einige Jahre älter als ich und ihr schloss ich mich an, wann immer es ging. Sie lehrte mich melken, den Stall ausmisten, kochen, backen, überall durfte ich dabei sein. Aber je älter ich wurde, desto mehr entpuppte ich mich auch als eines dieser Kinder, die nie wirklich dazugehören, weil sie schon früh alles hinterfragen. Was vermutlich zwar ein weiterer Hinweis auf meine spätere Berufung war, aber damals für mich oft schwer zu ertragen. Der einzige Ort, an dem ich mich immer geborgen und zugehörig fühlte, war der Wald hinter dem Dorf.

Sooft es ging, war ich hier unterwegs. Manchmal um Beeren zu pflücken, manchmal um Pilze zu sammeln, manchmal auch um allein zu sein, oder um ungestört zu lesen. Meine Familie taufte mich deswegen Waldschrat. Aber das machte mir nichts. Im Wald bei meinen Waldwesen war ich glücklich. Viele meiner späteren Bilder sind dieser Lebenswelt entsprungen, und sie ist auch heute noch eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für mich.

Ja und so ist es wohl nicht verwunderlich, dass ich meinen Traum vom Künstlerhof hier verwirklichte. Ich entwarf ein Konzept für den Wunderhof, das ich dann in den kommenden vier Jahren Schritt für Schritt realisierte. Da das Haus nicht mehr zu sanieren war, wurde es abgetragen und die großen Steine der Grundmauern im Garten verbaut. Als Erstes gestaltete ich den Garten als Lebensgarten.
Die Biografiearbeit war eine wichtige Hilfe in meiner seelischen Krise gewesen und die übersetzte ich nun in die verschiedenen Gärten. Für jeden Lebensabschnitt gab es einen Gartenteil. Das Elfenhaus, das den Körper repräsentiert, ist eine Idee aus der Kunsttherapie. Dort lässt man die Klienten Schachteln basteln, mit dem sie darstellen, wie sie sich nach außen präsentieren und was sich im Innen verbirgt. Hier konnte ich all die Sinnfragen darstellen, und die Antworten, die ich für mich gefunden hatte.

Wenn Ihr mehr darüber wissen wollt, schaut euch gerne die Führung durch den Lebensgarten auf YouTube (Achtung externer link!) an.

Nachhaltigkeit als Grundlage

Bei der Bepflanzung achtete ich darauf, dass ich heimische Pflanzen verwendete. Die Hecke rund um den Garten ist eine Wildrosen- und Schlehenhecke, in der sich natürlich im Laufe der Jahre auch andere Büsche ansiedelten, und die den Vögeln Nistplätze bietet. Bei der Bewirtschaftung der Gärten wende ich, so weit es praktikabel ist, die Prinzipien der Permakultur an. Z.B. wird Unkraut nur herausgerissen und dann aber als Mulch und als Gründüngung zwischen den Pflanzen abgelegt.

Großen Wert habe ich auch darauf gelegt, dass möglichst wenige Flächen versiegelt werden. So ist der Parkplatz des Wunderhofs eine Wiese, die ebenfalls mit einer Naturhecke umgeben ist. Die Wege und der Hof sind mit wasserdurchlässigem Unkrautvlies ausgelegt, auf die wir einfach Hackschnitzel gegeben haben. Das mussten wir zwar nach 12 Jahren austauschen, aber die alten Hackschnitzel konnten wir in unserem Garten problemlos wieder verwerten.

Auch mit dem Haus wollte ich neue Wege gehen. Da das alte Haus nicht zu retten gewesen war, wurde das neue Haus, das ich gerne im Stil des alten Hauses haben wollte, ein Holzhaus, ein KFW 40 Haus mit Wärmepumpe und allem, was man sich heute als Standard wünscht. Von der Aufteilung her ist unser Haus aber ein typisches Oberpfälzer Bauernhaus. Im linken Teil sind die Wohnräume für die Familie und in den ersten zehn Jahren war dort auch mein Atelier. Rechts, wo früher die Stallungen waren, richteten wir das Café ein, das sich auch ganz leicht in einen Seminarraum verwandeln lässt. Diese Kombination von Leben und Arbeiten ist dank Corona wieder ein weit akzeptiertes Modell. Damals aber wurde von Arbeitnehmern noch erwartet, dass sie einen täglichen Arbeitsweg von bis 100 Kilometern akzeptieren mussten, was vom Gedanken der Nachhaltigkeit untragbar ist. Für die Wände in unserem Haus haben wir Lehmstreichputz verarbeitet, die Gestaltung in den Räumen habe ich mit Lehmfarbe natürlich selber gemacht. Die Tische im Café sind bemalt und mit Glasplatten versiegelt, was mir nicht Tischwäsche, sondern 1000e von Trommeln von Wäsche gespart hat. Die Scheune aus den 1920ern konnten wir erhalten. Sie diente als Galerie und natürlich als Veranstaltungsraum.

Diese Rückkehr zu meinen Wurzeln habe ich übrigens 2008 in meinem Märchen „Der Fuchs und die kleine Fee“ beschrieben.

Betriebsame Jahre und Veränderungen

2007 wurde der Wunderhof eingeweiht und 12 Jahre lang haben wir hier nach bestem Wissen und Gewissen vorgelebt, wie wir uns eine nachhaltige Zukunft vorstellen. Mit Bioprodukten und vegetarischer Küche in unserem Café waren wir zwar anfangs noch Paradiesvögel, aber in Verbindung mit den Führungen durch den Lebensgarten haben wir damit nicht nur unzählige Menschen erreicht, sondern auch andere Gastgeberbetriebe in der Nähe inspiriert. Auch die Jugendkunstschule, die ich ab 2010 einrichtete und in der ich den Kunstunterricht so gestalten konnte, wie ich mir das als Kind gewünscht hätte, nämlich ein systematisches aufeinander Aufbauen von Zeichnen und Malen, wurde schnell ein großer Erfolg. Viele von diesen Dingen sind heute in der Gesellschaft angekommen. Und auch wenn ich persönlich vieles, was aktuell passiert, für völlig überzogen halte, freue ich mich doch, dass es viele Menschen gibt, die auf der Suche nach einem Lebensstil sind, der auch für unsere Mitlebewesen erträglich ist.

Der Wunderhof hat sich natürlich im Laufe der Jahre nicht nur durch die Natur verändert, sondern auch, weil unsere Familie sich verändert hat. Zwei meiner Söhne sind in meine Fußstapfen getreten und haben gestalterische Berufe ergriffen. Das hat wiederum dazu geführt, dass ich durch die Zusammenarbeit mit den beiden für mich einen neuen Geschäftszweig entdeckt habe, und zwar das Schreiben. Ich habe seit 2013 für eine ganze Reihe von Webseiten die Konzepte und die Texte verfasst, drei Bücher zu den wichtigsten Zeichen- und Maltechniken geschrieben, ein weiteres Märchenbuch und ein kleines Backbüchlein mit den schönsten Rezepten vom Wunderhof. Der Ost-West-Dialog, den wir vor Kurzem auf der Buchmesse in Leipzig präsentiert haben, ist ein weiteres Werk, das mir sehr am Herzen liegt.

All das war natürlich nur möglich, weil meine Söhne in den modernen Gestaltungsmöglichkeiten Profis sind und wir uns als Team perfekt ergänzt haben. So ist, ohne dass ich das geplant habe, ein kleiner, aber feiner Kunstverlag entstanden. 2019 haben wir uns deshalb entschlossen, die Scheune abzutragen und an deren Stelle ein Wohn-Arbeitsgebäude zu errichten, in der die verschiedenen Zweige unseres jungen Familienunternehmens Platz finden.

Für die Scheune fand sich ein Käufer, der sie Stück für Stück abtrug und an anderer Stelle wieder aufgebaut hat. Das Gelände wurde komplett umgestaltet, auch das Haus erhielt einen neuen Anstrich.

Leider hat Corona uns wie so vielen anderen einen Strich durch die Rechnung gemacht und uns ganz entscheidend ausgebremst. Aber da ich in meinem Leben immer erfahren habe, dass alles sich am Ende zu meinem Besten fügt, habe ich beschlossen, die Zeit zu nutzen und das, was ich früher in Präsenzangeboten gemacht habe, nun online anzubieten. Wie und wann es weitergeht, wird wie immer die Zeit zeigen.

Im Rückblick, wenn man das Ergebnis sieht, mag das alles leicht erscheinen, scheint der Erfolg mühelos gekommen zu sein. Aber das, was ihr heute hier seht, sind 20 Jahre harte Arbeit. In jeglicher Hinsicht. Es gab viele wunderbare Ereignisse, tolle Begegnungen, gelungene Veranstaltungen, aber auch viele schlaflose Nächte und große Sorgen in all den Jahren.

Falls Ihr des Weiteren denkt, oh, sie ist angekommen, das wünsche ich mir auch, muss ich euch ebenfalls enttäuschen. Denn wenn ich mit meinem Leben hier etwas wirklich verstanden habe, dann, dass das Leben eine große Abenteuerreise ist, wo man zwar immer wieder an Rastplätzen ankommt, es aber nach einer Ruhephase unweigerlich weitergeht. Und bestehen kann man diese Reise nur dann erfolgreich, wenn man sich immer und immer wieder auf die nächste Station einstellt, wenn man neue Wege geht.

Denn auch für Künstler gilt, dass die Jobbeschreibung von gestern nicht für morgen geeignet ist. Zu glauben, man könne ein für alle Mal einen Beruf erlernen und diesen dann in der gleichen Weise bis zum Ende ausführen, funktioniert schon in konventionellen Berufen nicht mehr. Bei Künstler umso weniger. Waren es gestern die Großformate, die Selbstdarstellung als Enfant terrible, so ist es heute vielleicht der angepasste Profi und morgen das zarte Elfenkind, das die Seele der Menschen erreicht.

Was letztendlich langfristig erfolgreich ist, zeigt immer erst die Zeit.