23 Mrz Bildbesprechung 4 #Biografiearbeit
Selbstporträts haben eine lange Tradition in der Kunst. Albrecht Dürer erregte als Erster damit Aufmerksamkeit, denn eine Selbstdarstellung war zu der Zeit ein Zeichen von Selbsterhöhung. Porträtwürdig waren damals Figuren aus der Geschichte, der Religion oder aus den Herrscherhäusern. Mit der zunehmenden Veränderung der gesellschaftlichen Ordnung, die sich in der französischen Revolution zum ersten Mal unter den drei Schlagworten „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ manifestierte, wurden auch Porträts „einfacher“ Menschen als bildwürdig betrachtet. Und spätestens seit Van Gogh sich – in Ermangelung geeigneter Modelle – immer und immer wieder selber porträtiert hat, und darüber in seinen Briefen reflektiert hat, wurde das Selbstporträt immer mehr zu einer Reflexionsebene für Künstler.
Die Entwicklung in der Psychologie, die im 20. Jh. das innere Erleben der Menschen erforschte und zu einem allgemeinen Bewusstseinswandel führte, machte das Selbstporträt zunehmend auch zu einer Möglichkeit in der Therapie, sich selber zu erforschen und sein Selbstbild ganz bewusst zu verändern.
Seitdem erleben wir eine fortschreitende Bewusstwerdung nicht nur einzelner Personen, sondern der Gesellschaft allgemein.
Bei diesem Kunstgespräch stelle ich Ihnen die Bedeutung biografischer Arbeit anhand einiger meiner eigenen Selbstporträts vor. Wer war ich als Kind, welchen Einflüssen war ich ausgesetzt, wie habe ich mich verhalten, um dazuzugehören, und wie habe ich mich von den Zwängen meiner Kindheit und Jugend Schritt für Schritt befreit?
Doppelporträt: Evi mit ca. 5 Jahren, Evi mit 55 Jahren
Evi mit 65 Jahren