Bildbesprechung 2 #Geduld

Bildbesprechung 2 #Geduld

Steine, 100 x 100cm, Acryl und Öl auf Hartfaserplatte, 2000

„Steine“ oder: Geduld

Dieses Bild entstand im Jahr 2000, als ich mich intensiv mit meiner Heimat, der sogenannten „Steinpfalz“ auseinandersetzte. Die Oberpfalz ist ein karges Land, das den Menschen, die hier wohnen, schon immer viel abverlangte. Die Äcker liegen voller Steine, die jedes Jahr aufs neue nach oben gepflügt werden. Als Kind kannte ich das noch, das Steine klauben. Alle, die helfen konnten, Groß und Klein, gingen über das Feld und sammelten die Steine ein, die man anschließend am Feldrand zu großen Haufen zusammenlegte. Das alte Haus hier auf unserem Wunderhof war noch aus diesen Steinen gebaut, und viele der Grundmauersteine, die die Alten mühsam von Hand behauen haben, sind heute in den Gärten verbaut.

Das Wetter ist rau, zwar nicht ganz so schlimm wie im Bayerischen Wald, wo man zu Recht sagt: „Dreiviertel Jahr ist Winter, viertel Jahr ist kalt.“ Aber doch immer wieder eine Herausforderung für die Landwirte. Auch wenn der Klimawandel uns mittlerweile trockene Winter und manch heißen Sommer beschert, dauert es in unserer Gegend immer bis zu vier Wochen länger, bis es warm wird, als z.B. in Nürnberg oder Würzburg.

Was mir damals beim Malen auffiel, war, dass die Gesichter der alten Bauern den Steinen so ähneln. Und so entstand die Idee für ein Triptychon mit den beiden Alten, links und rechts vom Hauptbild. Vorbild für die beiden Porträts waren dabei die Großeltern der größten Bauern in unserem Dorf, vor denen ich mich als Kind fürchtete. Heute verstehe ich, warum sie so hart wurden.

Ich entschloss mich auch dazu, den Untergrund mit Acrylfarben zu malen und die Steine und die Gesichter mit Ölfarben, weil mir die Idee, das Alte mit dem Neuen zu verbinden gut gefiel. Acrylfarben sind eigentlich erst seit der 2 Hälfte des 20. Jh. gängige Künstlerfarben. Sie sind wasserverdünnbar und trocknen binnen kürzester Zeit wasserfest auf. Ölfarben hingegen sind seit dem 14. Jh. ein traditionelles Malmedium in der Kunst. Ihr großer Vorteil ist, dass man sie sehr dick auftragen kann, und so eine reliefartige Oberfläche herstellen kann. Das gefiel mir sowohl für die Gesichter als auch für die Steine. Gearbeitet habe ich bei beidem mit einem Gummispachtel.