Besuch in Amberg

Amberg vs. Sulzbach – eine alte Feindschaft

In den letzten Monaten war ich oft in Amberg unterwegs und musste meine Vorurteile ganz erheblich revidieren. Vorurteile hatte ich Sulzbacherin quasi von Geburt an, weil zwischen Sulzbach und Amberg seit vielen Jahrhunderten eine mal mehr, mal minder herzliche Feindschaft herrscht, die hauptsächlich auf den Angriff Ambergs auf Sulzbach während des Landshuter Erbfolgekrieges zurückzuführen ist.

Sulzbach wurde 1392 wurde bei der Landesteilung dem Herzogtum Bayern-München zugewiesen und 1395 an die pfälzische Linie der Wittelsbacher verpfändet. Nach der pfälzischen Landesteilung im Jahr 1410 gehörte es zur Linie Pfalz-Neuburg-Neumarkt unter dem Pfalzgrafen Johann. Dessen Sohn Christoph wurde 1440 zum dänischen König gewählt und ließ Sulzbach nach dem Tode seines Vaters statthalterisch verwalten. Die Bemühungen der bayerischen Herzöge, Sulzbach auszulösen, hatten nach längerem Tauziehen schließlich 1459 Erfolg, nachdem Herzog Albrecht III. von Bayern-München das bestehende Darlehen abgegolten hatte.

Einen neuen Einschnitt bildete der Landshuter Erbfolgekrieg von 1503 bis 1505. Ein Heer des Vizedoms von Amberg von 6000 Mann im Bunde mit 9000 Böhmen belagerte vergeblich Sulzbachs Mauern, das durch Albrecht Stiber, den Pfleger des Herzogs Albrecht IV., tapfer verteidigt wurde. Der Kölner Schiedsspruch von 1505 richtete für die Söhne des Pfalzgrafen Rudolf, Ottheinrich und Phillip, ein neues Fürstentum, die sogenannte Junge Pfalz, Pfalz-Neuburg, ein.

Seit damals befinden sich die beiden Städte in einem beständigen Wettstreit um die größere Bedeutung, wobei sich Sulzbach auch aufgrund seiner wirtschaftlichen Sonderstellung im 20. Jahrhundert durchaus mit Amberg messen konnte. Gerade deswegen war es für Sulzbach eine herbe Enttäuschung, als 1972 bei der Zusammenlegung der beiden Landkreise Amberg und Sulzbach zum Großlandkreis Amberg-Sulzbach die Entscheidung über den Landkreissitz zugunsten Ambergs ausfiel. Das trug nicht gerade zur Befriedung der alten Feindschaft bei. Wer sich einen persönlichen Eindruck dieser Feindschaft verschaffen möchte, dem sei dieses Video herzlich empfohlen:

Amberg vs. Sulzbach (Achtung, externer Link zu YouTube!)

Seitdem hat sich viel verändert. In Sulzbach, besser gesagt Sulzbach-Rosenberg, wie es seit 1934 heißt, hat die Schließung der Maxhütte zu einem erheblichen Bedeutungsverlust geführt, während Amberg durch den Zugewinn bedeutender Ämter, Wirtschaftsunternehmen, insbesondere auch der Fachhochschule in Verbindung mit einem herausragenden Stadtmarketing erheblich an Bedeutung gewann. Wenn man heute durch die Stadt geht, muss man einfach neidlos anerkennen, dass Amberg das Beste daraus gemacht hat. Wunderschöne, geschmackvoll renovierte Häuser, wo man hinsieht, in jeder Seitenstraße eine Überraschung, Museen in denen immer was los ist, Geschäfte, auch Pop-up-Stores, die bestehende Leerstände clever nutzen. Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, aber ich schicke meine KundInnen heute lieber nach Amberg zum Sightseeing als in meine Heimatstadt.

Das Titelbild

Das Titelbild zu diesem Blogbeitrag stellt eine Seiteneingangstür am Kurfürstlichen Schloss, dem heutigen Landratsamt Amberg-Sulzbach dar.

Die Schlossanlage an der Vils wurde unter Kurfürst Ludwig III. (1410-1436) ab 1417 errichtet. 1474 kam dazu anlässlich der „Amberger Hochzeit“ zu dem bereits bestehenden Bau die „große Kemenate“, der heutige Hauptbau des Schlosses. Die „vordere Kemenate“wurde 1768 abgebrochen, um hier einen Barockgarten anlegen zu können. Im westlichen Teil des kurfürstlichen Schlosses war bis 1953 auch das Rentamt untergebracht.

Die an die eigentliche die Schlossanlage angebaute sogenannte „Stadtbrille“, ein Wassertorbau, der auf 46 Metern über die Vils führt, verbindet das Schloss mit dem Zeughaus auf der anderen Seite. Ihr Name rührt von der Tatsache her, dass ein Pfeiler mittig in der Vils steht und durch die entstehende Wasserspiegelung der Eindruck einer Brille entsteht.

Der Ost- und Nordflügel des Zeughauses wurden unter Kurfürst Philipp um 1502 errichtet. Das Zeughaus verlor bereits 1743 seine eigentliche Funktion, 1778 wurde es endgültig aufgelöst. Unterschiedliche Nutzungen der Folgezeit brachten auch Veränderungen des Gebäudes mit sich. 1945 wurde es durch einen Großbrand stark in Mitleidenschaft gezogen.

Seit 1989 dient der gesamte Gebäudekomplex dem Landkreis Amberg-Sulzbach als Verwaltungsgebäude, 1994 wurde seine umfassende Sanierung abgeschlossen.

Das Kurfürstliche Schloss Amberg mit Stadtbrille

Stadtbrille Amberg

Zeughaus Amberg

Zeughaus Amberg mit Kurfürstlichem Schloss im Hintergrund

Seiteneingangstür zum Kurfürstlichen Schloss Amberg